In dem Gastbeitrag von Christian Dorfner von der SK Verbundenergie AG für die Interessen Gemeinschaft Biogasmotoren geht es um den Strommarkt 2020 und den Blick auf die nahe Zukunft für flexibilisierte Biogas-Blockheizkraftwerke.
Bisher ist 2020 in vielerlei Hinsicht leider bemerkenswert, das gilt auch für die Vermarktung von flexiblen Biogasanlagen. Hier aber im positiven Sinne. Im April war der durchschnittliche Strompreis am EPEX-Spotmarkt (Day Ahead Markt) mit nur 17,90 Euro für die Megawattstunde (oder 1,79 ct/kWh) günstig wie selten zuvor. Nach einem langen Sommer mit traditionell flachen Preisen kam der September mit neuen Rekorden – diesmal bei den Höchstpreisen. In einer Stunde erreichte der EPEX-Spot Stundenpreis sogar 20 Cent für die Kilowattstunde. Perfekt für flexible Biogasanlagen, die bedarfsgerecht eingespeist haben.
Im Frühjahr waren die vielen Stürme, das außerordentlich sonnige Wetter und die geringe Stromabnahme aus der Industrie, die Corona-bedingt ihren Verbrauch zurückschrauben musste, die Auslöser für die schwachen Börsenpreise im Strommarkt. Eine große Menge an günstigem Strom aus Erneuerbaren Energien führte somit zu niedrigen Strompreisen. Aber die Preise sind auch deshalb so weit gesunken, weil die großen Verbraucher und Erzeuger nur sehr träge reagierten. Auf Grund langfristiger Abnahme- und Lieferverträge blieben Großkraftwerke am Netz, obwohl die Strompreise teilweise negativ waren.
Es folgten dann sehr früh typische Sommerpreise mit recht geringen Unterschieden zwischen Niedrig- und Höchstpreisen am Day Ahead Markt. Die Gutschriften für unsere Kunden zeigten aber nicht den zu erwartenden Rückgang der Erlöse aus der bedarfsgerechten Stromerzeugung, da sich die Preisschwankungen vom Stundenmarkt auf den kurzfristigen Viertelstundenmarkt verschoben haben. Für den Erfolg war es entscheidend, auf allen Strom-Börsenplätzen aktiv gewesen zu sein.
Spitzenpreise im September
Jetzt gewährt uns der aktuelle Strommarkt einen ersten Blick in die Zukunft der Energiewende. Die volatile Stromerzeugung traf auf wenige konventionelle Kraftwerke. Einige Großkraftwerke, die sonst mit günstigen Stromerzeugungspreisen in den Markt gehen, waren in der Revision. Die Stromnachfrage wurde deshalb vom Ausland und mit teureren Erzeugungsanlagen abgedeckt. War dann auch noch wenig Windenergie im Netz und wurden gegen Herbst die Tage wieder kürzer und somit die Sonnenstunden weniger, stiegen die Preise zum Teil extrem an. Der Spitzenpreis im September, zugleich der Spitzenpreis der letzten Jahre, war am 21.09.2020 in der Lieferstunde von 19 Uhr bis 20 Uhr mit 200,04 Euro / MWh.
Im Jahresverlauf erzielten die von der SKVE gesteuerten flexiblen Biogasanlagen trotz der unterschiedlichen Preisverläufe sehr konstante Erlöse. Die drei besten Monate, aus Sicht der bedarfsgerechten Stromerzeugung, lagen allesamt im letzten Halbjahr, obwohl hier auch die Sommermonate mit flachen Preisverläufen enthalten waren. Nichts kam jedoch an den September heran: die Anlagen, die von SKVE gesteuert wurden, konnten ihre Erlöse sogar noch um 40% – 60% gegenüber den bisherigen Monatserlösen steigern. Rekordhalter war eine hoch flexible Anlage in Norddeutschland mit 1,8 Cent je Kilowattstunde aus den Fahrplanerlösen für den Betreiber. Aber auch doppelt bebaute Anlagen mit normalen Speichervolumen erhielten 0,6 ct / kWh.
Voraussetzung für diese Erlöse ist die Vermarktung an allen relevanten Strommärkten, insbesondere am kurzfristigen Viertelstundenmarkt. Dieser wiederum kann aber nur bedient werden, wenn die Fahrpläne vollautomatisch optimiert und auf den Biogasanlagen automatisch abgefahren werden. Genau das macht die Steuerung der SKVE mit multidimensionaler Optimierung. Wenn der September mehr als ein kurzer Blick in die Zukunft war, kann sich das Unternehmen als Fahrplanoptimierer gemeinsam mit seinen Kunden darauf freuen.
Erneuter Umbruch bei der Regelenergie im Strommarkt
Im November 2020 wird die Regelenergie erneut reformiert. Ziel der BNetzA ist eine Senkung der Verbraucherkosten, in diesem Fall nun sollen die Kosten und Risiken für die Ausgleichsenergie sinken. Ausgleichsenergie entsteht, wenn die gehandelte und die erzeugte Strommenge nicht übereinstimmen. Wird dann Regelenergie abgerufen, so werden die entstehenden Kosten auf die Ausgleichsenergiemengen umgelegt. Aktuell wird die Vergabe ausschließlich über die Höhe des Leistungspreises gesteuert. So können sich daher sehr hohe Arbeitspreise, die im Falle eines Abrufes verrechnet werden, hinter günstigen Leistungspreisen „verstecken“. Dieses Verfahren wurde in den letzten Jahren zunehmend unterwandert, indem einige Marktteilnehmer unverhältnismäßig hohe Arbeitspreise in die Gebote einstellten. Die BNetzA musste reagieren.
Ab November werden beide Bestandteile – die Bereitstellung der Leistung und der eigentliche Abruf – über transparente und offene Gebotsverfahren ausgeschrieben. Der günstigste Anbieter erhält den Zuschlag, wobei alle Anbieter noch bis eine Stunde vor Beginn des Abrufes nachbessern können. Es liegt auf der Hand, dass dieses Verfahren die günstigen Stromproduzenten bevorzugt. Für Biogasanlagen wird die Regelenergie daher leider an Bedeutung verlieren.
Zweiter Partner für die Direktvermarktung
Zu dem bestehenden Direktvermarkter Wemag AG gesellt sich die BayWa re. Clean Energy Sourcing GmbH dazu. Die BayWa pflegt als Direktvermarkter ebenso wie die SKVE stets enge Kundenbeziehungen und stellt das Wohl der Anlagen voran. Für das komplexe Thema „Fahrplansteuerung“ hat sich die BayWa nun mit der SKVE einen erfahrenen Spezialisten dazugeholt. Die SKVE wiederum verschafft sich mit dieser Kooperation ein zweites Standbein im Strommarkt. Kunden der SKVE können nun einfach zwischen zwei Direktvermarktern wählen.
Weitere Fachbeiträge der SKVE zur Vorteilhaftigkeit automatisierter Fahrpläne finden sich unter diesem Link. Zur Homepage der SK Verbundenergie AG geht es hier.