Manchmal sprechen Bilder eine starke Sprache: ein Rennpferd ist kein Ackergaul. Spitzenleistung für kurze Zeit zu erbringen ist wohl die eine Seite, zuverlässige Dauerleistung ohne Ausfall zu bringen, die andere Seite. Biogas-Motorenhersteller haben mit diesem Bild schon ihre Probleme gegenüber ihren Kunden. Im Rennen um höchste Wirkungsgrade möchten Hersteller vorn liegen, aber wenn dies mit mangelnder Zuverlässigkeit und einer hohen Schadensquote erkauft wird, kann dies Kunden nur verärgern.
Dies spüren verschiedene Hersteller nun durchaus bei ihren Kunden, die sich mit den Problemen mangelnder “Reife” ihrer Hochleistungs-Motoren auseinanderzusetzen haben. Zunächst haben die Kunden Reparaturkosten und Umsatzausfälle zu beklagen, in der Folge müssen oft Versicherer bluten und – sofern die Schäden schon in der Gewährleistungsphase anfallen – sind Packager und Motorenhersteller ebenfalls mit ihren Kosten-Beiträgen dabei.
Zuverlässigkeit ist mehr wert als empfindliche Spitzenleistung
Wie wäre es, wenn Biogasmotoren-Hersteller ihre Motoren auf mehr Zuverlässigkeit trimmen und nicht das letzte Prozentpünktchen Wirkungsgrad aus ihren Maschinen herauskitzeln würden. Ich bin fest davon überzeugt, dass es dann mehr Freude in allen Gesichtern geben würde: bei Betreibern, Herstellern und Packagern. Und die Zahlen in der GuV würden auch besser aussehen.
Biogas-BHKW sind nicht direkt vergleichbar mit Erdgas BHKW. Darauf haben sich Hersteller in unterschiedlicher Qualität mit ihrer Motorentechnik eingestellt. Biogas schleppt leider eine ganze Reihe eher unerwünschte Schadstoffe mit sich, die herausgefiltert werden müssen, damit sie nicht in den Brennraum gelangen. Wenn hier nicht ausreichende Vorsorge getroffen wird – Stichwort Filterung und Überwachung der Schmierölqualität – droht Ungemach, sprich Schäden, die teuer werden können. Hier sind sowohl Betreiber als auch Packager in der Pflicht, die Filterwechsel ernst nehmen und für geeignete Filtertechnik sorgen.
Was fordert das neue EEG im Hinblick auf Biogasmotoren-Technik?
Natürlich wissen wir alle noch nicht genau, was wirklich kommen wird. Aber es gibt gut begründete Annahmen, die davon ausgehen, dass von den Biogasanlagen-BHKW´s flexiblerer Betrieb gefordert wird. Heute werden Biogasmotoren in einem Lastpunkt betrieben und der heißt Vollast: soviel und solange, wie es geht. Das maximierte in der Vergangenheit die Erträge. Zukünftig wird eine Biogasmotoren-Anlage nicht mit mehr als 8000 Betriebsstunden im Jahr gefahren werden, sondern vielleicht nur noch mit 4000 Betriebsstunden. Leistung aus dem Netz herauszunehmen, wird zukünftig honoriert. Das wird nicht das Problem.
In der heutigen Auslegung der Biogasmotoren-Technik besteht das Problem. Es macht schon ein Unterschied, ob ein Anlasser einmal pro Woche bemüht wird, oder zukünftig vier Mal pro Tag. Wenn Maschinen stundenlang auskühlen, bildet sich mehr Kondensat, das z.B. Bauteile rosten läßt oder Schmieröl belastet. Motoren werden zukünftig viel stärker im Teillastmodus betrieben werden. Wie sehen dann die Wirkungsgrade aus?
Vor dieser Herausforderung standen und stehen Fahrzeughersteller mit ihren Otto-Motoren in jedem PKW – und haben hierfür durchaus unterschiedliche technische Lösungsansätze gefunden, die zu guten Ergebnissen führen. Die Motorenentwickler werden sich also mit verschiedenen Lastpunkten im Kennfeld beschäftigen müssen, damit Betreiber gute Ergebnisse – sprich gute Biogasverbräuche – auch bei halber Motoren-Leistung einfahren.
Full-Service-Verträge, die halten, was sie versprechen
Anlässlich eines Betreibertreffens wurde Leid geklagt, das mit dem Projektmanagement bei Neuinstallation eines Biogas BHKW´s verbunden war. Schon bei der Realisierung der Neuanschaffung schwächelten die involvierten Partner offenbar so, dass nur das Improvisationstalent lokaler Dienstleister die saubere elektrotechnische und wärmetechnische Anbindung und Inbetriebnahme eines neuen Biogas BHKW´s ermöglichte.
Der Reifegrad einer Branche zeigt sich auch u.a. für den Kunden darin, wie Hersteller und Packager mit den Wartungs- und Reparaturkostenrisiken ihrer Anlagen umgehen. Die Fahrzeug- und Windenergieanlagen-Branche zeigen, wie es geht: Serviceverträge wirken wie eine Versicherung gegen diese Kosten und werden pro Km-Fahrleistung über die Nutzungsdauer oder pro produzierter kWh Energie kalkuliert und abgerechnet. Wer das Wartungs- und Reparaturkosten-Risiko seiner Maschinen kennt, kann dem Kunden einen für ihn auch attraktiven Servicevertrag anbieten – und leider gilt auch die Umkehrung dieser Aussage.
Ohne Versicherung keine Nachfinanzierung
Mehrere Versicherungen und der GDV haben sich schon gemeldet, um mit der IG Biogasmotoren in einen Gedankenaustausch zu kommen, wie sich die in Teilbereichen katastrophale Schadensentwicklung bei Betreibern von Biogasmotoren-BHKW´s zurückführen läßt. Für Betreiber bedeutet dies, steigenden Versicherungsprämien ins Auge sehen zu müssen, wenn überhaupt für bestimmte Motorentypen noch Versicherungsschutz gewährt wird. Die Versicherer haben die technischen Auflagen schon beträchtlich verschärfen müssen, um überhaupt noch vertretbare Schadensquoten zu erreichen.
Dazu gehören Nachrüstungen und Umrüstungen, die Hersteller empfehlen, allerdings zu Lasten der Betreiber. Diese sollen dann zum Teil für die Sanierung technisch unausgereifter Lösungen bezahlen, ansonsten verlören sie ihren Versicherungsschutz. Hier muss man sich verwundert die Augen reiben und kritische Fragen an die betroffenen Hersteller richten. Wenn vom Hersteller erkannt wird, dass Bauteile für den ordnungsgemäßen Betrieb eines Motors verändert werden müssen, ist es nicht in Ordnung, diese Aufwendungen vom Kunden zahlen zu lassen. Hersteller reagieren bei deutlicher Ansprache dieser Themen zunehmend kulanter, was sehr zu begrüßen ist. Hier können wir Mitglieder durchaus wirksam unterstützen.
Auch Refinanzierer und Versicherer schauen auf die Herausforderungen der Flexibilisierung
Viele Biogasmotoren-Betreiber überlegen sich gerade, ob und wie sie auf die neuen Chancen des zu erwartenden EEG´s reagieren sollen. Biogasanlagen und das Erdgasnetz sind aufgrund des Energiespeicherpotenziales in besonderer Weise geeignet, das Energiepotenzial anderer erneuerbarer Energien auszugleichen und zu ergänzen. Teillastbetrieb der Anlagen bedeutet auch eine andere Verteilung der Wartungskosten über die Nutzungsdauer und erhöht die Anforderungen an die Regelungs- und Steuerungstechnik. Dies erfordert Anpassungen der technischen Betriebsführung und eine Weiterentwicklung der Motorensteuerung und Komponentenauslegung.
Banken und Versicherungen werden vor Vertragsabschluss daher ihre Risiken genauer prüfen. In der Vergangenheit gab es wenige belastbare Daten, heute liegen die Betriebskennzahlen in viel größerer Dichte auf dem Tisch. Eine Biogasanlage mit angeschlossenem BHKW ertragreich zu betreiben, ist eine anspruchsvolle Aufgabe, die in einem Umfeld mit stark wechselnden Parametern erfolgt: schwankende Preise für die Einsatzstoffe, ihre biologisch bedingten Unterschiede in der Qualität des Biogases und die betriebstechnische Reaktion hochgezüchteter Biogasmotoren sind nur ein Teil der Herausforderungen, denen sich Betreiber gegenübergestellt sehen.
Wir unterstützen Sie in allen Fragen des Biogasmotoren-Betriebes, damit alle Parteien (Hersteller, Ersatzteillieferanten, Packager, Instandsetzen und Betreiber) einen wertvollen Beitrag für den rentablen Betrieb des Biogasmotoren-BHKW´s leisten können. Als Mitglied ermöglichen Sie uns mit Ihrem Beitrag und Ihren Daten professionelle Unterstützung und Expertise, von der Sie unmittelbar profitieren. Wir nehmen die Herausforderungen für den zukünftigen Biogasmotoren-Betrieb an und freuen uns auf die Zusammenarbeit mit Ihnen im Jahr 2014.