Schäden an Biogasmotoren sorgen bei Betreibern neben schlaflosen Nächten für Betriebsunterbrechungen und beträchtliche Instandsetzungskosten. Darunter leidet die Profitabilität von Biogasanlagen in erheblichem Maße. Neben den Belastungen aus dem politischen Umfeld mit schwierigeren Rahmenbedingungen werden Betreiber daher auch von wirtschaftlichen Problemen des Biogas-BHKWs geplagt.
Die Schadensstatistik für die in der IG Biogasmotoren dokumentierten Biogasmotoren aller Fabrikate zeigt, dass über die Nutzungs-dauer der Biogas-BHKWs dringender Handlungsbedarf besteht, damit Betreiber zukünftig ruhiger schlafen können. Unsere Schadensdaten sagen auch klar , dass es keine Patentrezepte zur dauerhaften Mängellinderung gibt. Es gibt allerdings erfolgreiche Sanierungsansätze für schadensanfällige Biogasmotoren, die einen genauen Blick in die spezifische Einbausituation notwendig machen. Neben Motorenherstellern und Anlagenbauern sind auch die technische Betriebsführung inkl. externer Servicepartner gefordert. Eine Statusanalyse ermittelt die Schwachstellen, ohne diese gibt es keine nachhaltige Verbesserung des Schadensgeschehens im Biogas-BHKW.
1. Motorenhersteller unterschätzen Betriebsbedingungen im Biogas-BHKW
Neben der einseitigen Optimierung auf hohe Wirkungsgrade, die mit sehr engen Fenstern für Betriebstemperaturen und Änderungen im Methangehalt des Biogases verbunden sind, werden Biogasmotoren zum Teil mit Gemischregelungen ausgestattet, die auf Veränderungen des Methangehaltes nicht ausreichend schnell und genau reagieren. Biogas ist nun einmal ein Brennstoff, der schwankende Methangehalte aufweist, die ausgeregelt werden müssen.
Vereinzelt haben sich Mitglieder schon von Biogasmotoren trennen müssen, die erhebliche konstruktive Mängel aufwiesen und sich nun auch in der rechtlichen Abwicklung von Schadenersatzforderungen befinden.
Wir stehen mit den Motorenherstellern zu diesen Themen – wie auch zu Service-Themen – im Dialog und fordern Nachbesserung wie auch Kulanz für Bestandskunden, was noch nicht flächendeckend, aber in etlichen Einzelfällen schon geschieht. Das Mitwirken der Biogas-BHKW-Betreiber in der IG Biogasmotoren ist also durchaus sinnvoll und hilfreich.
2. Anlagenbauer sorgen nicht für angemessene Peripherie im Biogas-BHKW
Die Einbauvorschriften der Motorenhersteller für Biogasmotoren werden von manchen Anlagenbauern nicht ausreichend umgesetzt – anders lassen sich viele Schäden an Biogasmotoren nicht erklären, die nicht auf konstruktive Mängel des Motorenherstellers oder mangelnde Wartung zurückzuführen sind.
Handlungsbedarf gibt es in der Temperierung und Filterung der Raumluft, der schwingungstechnisch einwandfreien Lagerung von Biogasmotor und Generator sowie des Containers. Schwachpunkte sind die gesamte hydraulische Anbindung von Kühlkreisläufen und die Nutzwärmeabführung. Hier wird am Material gespart, z.B. an Rohrleitungs-Querschnitten, Pumpengrößen, Wärmetauscher und Überwachungseinrichtungen: es gibt leider kaum ein Bauteil, das nicht überprüft werden muss, wenn es um die Fehlersuche im Biogas-BHKW geht.
Selbst schon vom Komponentenhersteller vorgesehene Schutzvorrichtungen werden zum Teil nicht vom Anlagenbauer verdrahtet und angeschlossen (z.B. Generatorstillstandsheizung zum Korrosionsschutz der Wicklungen). Dies birgt die Gefahr teurer Folgeschäden. IG Biogasmotoren unterstützt Betreiber mit Status-Gutachten als neutraler Dritte und hilft, Anlagenmängel aufzudecken.
Die Beispiele anlagentechnischer Fehlleistungen ließen sich leider lange fortsetzen. Da ist es nur ein schwacher Trost, dass sich die meisten Anlagenfehler korrigieren lassen: es kostet Zeit, Geld und die Suche nach kompetenten Partnern.
Anlagenbauer, die im Geschäft bleiben möchten, lernen dazu und verstärken sich langsam wieder mit erfahrenen Mitarbeitern, um Defizite abzubauen und mit Bestands- und Neukunden einen für beide Seiten fruchtbaren Dialog aufzubauen. Neben dem Service bestehender Anlagen geht es ja auch um das Folge- bzw. Erweiterungsgeschäft.
Dass Qualität etwas teuerer ist als die “Billig”-Anlage, hat sich sicher schon bei allen Beteiligten herumgesprochen. Vertriebe von Biogas-BHKW-Anlagenbauern sind gut beraten, ihren Kunden die Konsequenzen einer Billiglösung aufzuzeigen. Kunden sollten sich nicht vom (Kauf-) Preis täuschen lassen: die Anlagen müssen mindestens 8 Jahre lang Geld verdienen. Dies funktioniert mit guter Qualität einer Anlage deutlich besser und sicherer.
3. Der Betreiber ist für die Organisation des BHKW-Betriebes verantwortlich
Eine Biogasanlage mit angeschlossenem Biogas-BHKW ist eine anspruchsvolle Anlage, für die der Gesetzgeber eine Vielzahl von Auflagen formuliert hat. Der Vorschriftendruck ist beträchtlich. Die verbauten Biogasmotoren sind empfindliche Aggregate, die tägliche Aufmerksamkeit erfordern. Also keine Spur vom robusten “Arbeitstier”, das fehlende Zuwendung leichter verzeiht.
Wer nicht über die notwendigen Fachkenntnisse verfügt, sollte von eigenem Schrauben absehen. Mancher Betreiber hat schon viel Lehrgeld bezahlt, wenn er selbst oder mit befreundeten Handwerkern an seinem Biogasmotor “geschraubt” hat. Selbst beim schlichten Zündkerzenwechsel kann man bei manchen Motortypen beträchtliche Folgeschäden verursachen. Versicherer sind mittlerweile gewarnt und schauen heute genauer hin. Wartungs- und Instandsetzungsarbeiten müssen von autorisiertem Personal vorgenommen werden – zum Schutz des Betreibers. Bei deren Fehlleistungen greift dann der Regress auf den Dienstleister.
IG Biogasmotoren unterstützt Betreiber durch Biogasmotoren Technik Seminare, um die Zusammenarbeit zwischen Servicepartnern und Betreibern zu verbessern und einen Dialog auf “Augenhöhe” zu ermöglichen. Der Erfahrungsaustausch der Seminarteilnehmer untereinander und das vermittelte Systemverständnis über den Biogasmotor mit seinen wichtigen Anbauteilen stärkt den Betreiber in seinem BHKW-Alltag und lässt ihn auf die wichtigen Frühindikatoren für Schäden und Ausfälle achten.
4. Optimierung der bestehenden Biogas-BHKWs
Biogas-BHKWs müssen nicht nur im heute praktizierten Vollastbetrieb zuverlässiger laufen. Flexibilisierung und Regelenergiebereitstellung stärken mit den richtigen Partnern umgesetzt die Ertragskraft einer Biogasanlage. Damit dies überhaupt umgesetzt werden kann, müssen die Schwachstellen der BHKW-Anlage abgestellt werden, damit es auch unter den erhöhten anlagentechnischen Anforderungen im Teillastbetrieb nicht zu Problemen kommt.
Eine schrittweise Optimierung bietet sich hier an, dies dauert erfahrungsgemäß je nach Umfang der notwendigen Modifikationen von 6 Monaten bis zu eineinhalb Jahren. IG Biogasmotoren wird im Herbst 2015 die Seminarreihe der Biogasmotoren Technik um ein Seminar Biogas-BHKW-Optimierung ergänzen. Betreiber erhalten dann Hilfe zur Priorisierung von notwendiger Verbesserungsmaßnahmen.
5. Wartungspläne für den Anlagenbetrieb nach Fahrplan mit Teillastanteilen
Unsere Gespräche mit Anlagenbauern und Servicebetrieben zum Thema Serviceverträge und Servicekosten für Biogas-BHKWs zeigen, dass hier oft weder das Serviceprodukt noch der Preis stimmen und Betreiber daher zumeist noch Servicearbeiten einzeln beauftragen oder gar auf fachfremde Handwerksbetriebe ausweichen.
IG Biogasmotoren führt derzeit Gespräche mit Service-Anbietern, um insbesondere die zu erwartenden Teillastnutzungen der Biogas-BHKWs angemessen in einer Servicekalkulation ausdrücken zu lassen. So wie dies in der Windenergieanlagenbranche bereits üblich ist, würde für die erzeugte Kilowattstunde Strom ein Centbetrag für Wartung fällig: in der Flaute sinkt der absolute Betrag für Wartungskosten , in der Starkwindzeit mit höherer Leistung und Beanspruchung der Maschine steigt er entsprechend der größereren erzeugten Energiemenge. Dieses Modell lässt sich auch auf die Wartungskostenkalkulation von Biogas-BHKWs übertragen. Motorenhersteller und Anlagenbauer sind daher aufgerufen, entsprechende Wartungsverträge zu entwickeln.
Serviceprodukte lassen sich, was die Übernahme des Wartungs- und Reparaturkostenrisikos angeht, unterschiedlich gestalten. Wenn ein Anlagenbauer die technischen Risiken seiner Anlage kennt, kann er sie auch kalkulieren. Der Betreiber kann sich dann von diesen Risiken entlasten zu vertretbaren Kosten – es wirkt wie eine Versicherung.
Teillastbetrieb hat auch für den Betreiber modifizierte Wartungspläne zur Folge, so spielen die Vorwärmung des Schmieröles und des Kühlwassers eine noch größere Rolle, Korrosions-Belastungen durch Kondensatanfall erfordern mehr Aufmerksamkeit der Anlagentechniker. Hinweise zur Organisation der technischen Betriebsführung – wie von der Versicherungswirtschaft gefordert – in Verbindung mit der kaufmännischen Betriebsführung werden wir im Herbst 2015 ebenfalls zum Gegenstand eines weiteren Seminares machen.