18 Fachvorträge wurden jeweils kurz und prägnant in 15 Minuten präsentiert und von Peter Krabbe mit dem Blick auf die Uhr straff moderiert. Sie boten den Teilnehmern wertvolle Inhalte mit Blick auf Biogas-BHKWs und ihre Peripherie, die für deren wirtschaftlichen Betrieb unerläßlich ist. Das spätsommerlich schöne Wetter am 5.9.2019 stand in einem gewissen Gegensatz zu dem Stimmungstief der Biogas-Branche. Dies geht auch zurück auf das schwierige politische Standing der Branche als unterschätzter Player der Energiewende. Belastend wirkt sicher auch die mancherorts wetterbedingt schwierige und teure Substratversorgung und der nach wie vor steigende Auflagendruck für Biogasanlagenbetreiber.
Flexibilisierung als Treiber der Weiterentwicklung von Produkten und Dienstleistungen
Nicht nur im ersten Themenblock ging es um Flexibilisierungs-Themen. Moritz Raben stellte seine Erfahrungen aus dem Flex-Betrieb seiner BHKWs vor, die viele Betreiber, die noch in der aktuellen zum Ende kommenden Bauphase ihrer Flex-BHKWs sind, ermutigen sollten, die unterstützenden Dienstleistungen für ein Flexprojekt nicht zu vergessen.
Dies sind Direktvermarktungsverträge auf Augenhöhe, die Rechte und Pflichten beider Vertragspartner sauber und transparent austarieren. Und eine im Alltag den Betreiber entlastende automatisierte Fahrplansteuerung, die Speicherstände für Gas und Wärme ausreichend genau erfasst. Dazu gehört ebenso ein individuelles Instandhaltungskonzept, das die Fahrweise der BHKWs berücksichtigt.
Kleine Ursachen mit großer Wirkung im BHKW-Betrieb
Viele unscheinbare Stellschrauben helfen nicht nur im Flexbetrieb, Erträge zu retten und ungeplante Stillstände zu vermeiden. Ob das die Temperierung von Biogas betrifft, um Kondensate zu vermeiden und hohe Standzeiten der Aktivkohle zu sichern. Oder die Verringerung des hohen Eigenstromverbrauches von BHKWs, für dessen Umsetzungs-Maßnahmen sich Fördergelder nutzen lassen. Unmittelbar nach dem Fachsymposium gingen die ersten konkreten Anfragen zur Prüfung von Fördermitteln bei Joachim Kohrt ein. Die technischen Potenziale zur Eigenstromsenkung bei elektrischen Antrieben im BHKW hatte Stephan Waerdt in seinem Vortrag angesprochen.
Mit Blick auf das kommende Winterhalbjahr wird der Beitrag von Michael Gülck zur Temperierung von Schmieröl im Flex-BHKW besondere Bedeutung bekommen: zwei Motorstarts am Tag mit langen Auskühlphasen fordern vom Schmieröl schnelle Präsenz an der Schmierstelle beim Motorstart, wenn die Lager nicht unnötigt belastet werden sollen. Das bewältigen (Einbereichs-) Gasmotoren-Schmieröle nur mit ausreichender Vorwärmung. Der Flexbetrieb der Biogas-BHKWs wird daher sicher eine weitere Entwicklung der Gasmotoren-Schmieröle in Richtung der aus dem Automotive-Sektor bekannten Mehrbereichsöle anstoßen. Diese werden in einem größeren Temperaturbereich bereits seit vielen Jahren erfolgreich eingesetzt.
Dekarbonisierung und schärfere Emissionsvorschriften verändern die Verbrennungsverfahren
Mit extremen Magermixmotoren lassen sich die geforderten NOx-Grenzwerte nicht mehr einhalten. Deshalb werden sich die Motorenhersteller mit der Optimierung ihrer eingesetzten Brennverfahren und dem Einsatz der Harnstoffeindüsung zur Reduktion der Stickoxide beschäftigen müssen. Diese Veränderung wird Betreibern einen Wirkungsgradvorteil verschaffen, der den Mehraufwand an Harnstoffeindüsung zum großen Teil kompensiert. Für andere Verbrennungskraftmaschinen (Dieselmotoren in Nutzfahrzeugen) ist diese Technologie bereits seit knapp zehn Jahren erprobt und zuverlässig im Einsatz.
Wasserstoff steht als Kraftstoff zur Verstromung bereits in unterschiedlichen Verfahren in den Startlöchern. Auch für Biogasmotoren wird eine Beimischung zum Biogas bzw. zu Biomethan erprobt, um die CO2-Emissionen zu reduzieren. Mit aus erneuerbaren Energien, wie z.B. Windenergieanlagen, erzeugtem Strom lässt sich Wasserstoff gewinnen, der entweder methanhaltigen Brennstoffen beigemischt wird oder sich mit Hilfe von anfallendem CO2 zu Methan weiterverarbeiten lässt. Frank Grewe gab in seinem Vortrag einen Ausblick auf die zu erwartende BHKW-Technolgie , die “grün” erzeugten Wasserstoff verarbeitet. Auch wenn die Wasserstoff-Logistik noch in den Kinderschuhen steckt, so zeigen die ersten Gehversuche doch, welches Potenzial zur (umweltfreundlichen) Energieerzeugung nutzbar sein wird – auch von der Biogasbranche.