Schleichende Veränderungsprozesse nehmen Betreiber oft selbst nicht wahr. So erging es Michael Wentzke von der IG Biogasmotoren kürzlich beim Besuch einer Biogasanlage: die Tür zum BHKW-Betriebsraum ließ sich nicht mit normalem Kraftaufwand öffnen. Eine geheimnisvolle Kraft von innen hielt kräftig dagegen. Die Ursache war schnell geklärt. Die Zuluft- und Abluftgebläse wurden im Winter manuell gedrosselt und die Luftfilter standen vor dem Austausch. Der laufende Biogasmotor sorgte für einen kräftigen Unterdruck im Raum und kämpfte sowohl mit der knappen Luftmenge als auch mit der hohen Raumtemperatur.
Raumluft genauso wichtig wie Biogas
Vielfach wird über die Notwendigkeit der Biogasaufbereitung gesprochen. Das ist auch notwendig, aber es darf darüber nicht vergessen werden, dass auch mit der Raum- und Ansaugluft alles stimmen muss, damit der Biogasmotor richtig läuft. Die korrekte Konditionierung der Ansauguft wird in der Praxis häufig vernachlässigt. Dies beginnt schon mit der Planung und Auslegung der Luftversorgung für den BHKW-Container oder die Raumaufstellung des Aggregates.
Frischluft zur Kühlung wird sowohl für den Motor als auch für den Generator benötigt. Staub und Schmutz müssen durch Raumluftfilter ferngehalten werden. Anderenfalls gibt es einen rasanten Laufbuchsen-Verschleiß, der kostentreibende Reparaturen nach sich zieht. Der Generator leidet ebenfalls, da bei Stillstand kondensierende Feuchtigkeit die Wicklungen schädigt. Dagegen schützt die Generatorstillstandsheizung, die stets mitgeliefert wird, aber häufig nicht angeschlossen wird.
Sparen an der Raumluftkonditionierung rächt sich
Es gibt immer noch Anlagenbauer, die eine Raumluftfilterung als Luxus erachten. Motorenhersteller schreiben vor, dass nicht nur die Ansaugluft sondern auch die Raumluft gefiltert werden muss. Meistens ist es nicht mit einem großen Aufwand verbunden, Filter passend nachzurüsten. Geringere Instandhaltungskosten werden es dem Betreiber danken.
Ein installierter Umluftkanal ist ebenfalls kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit, wenn bei kalten Außentemperaturen der Motor gestartet wird. Die Ansaugluft darf eine bestimmte Mindesttemperatur nicht unterschreiten, um den Motor vor zu hohen Ladungsgewichten zu schützen. Diese führen zu überhöhten Lagerbelastungen und Brennraumtemperaturen, die den Motor schädigen. Entsprechend angesteuerte Jalousieklappen schützen den Betriebsraum auch vor zu starker Auskühlung nach Motorstillstand. Dies wird gerade für den Flexbetrieb bedeutend sein, wo sich mehrstündiger Betrieb mit mehrstündigen Stillstandsphasen des Aggregates abwechseln.
Eigenstrombedarf mit cleverer Technik senken
Der Betriebsraum des Biogas-BHKW sollte ohne große Verwirbelung der Frischluft durchströmt werden. Die Frischluft wird so geführt, dass sie in den Generator eintritt und dort die Wicklungen kühlt. Danach strömt sie am Biogasmotor entlang.
Es muss vermieden werden, dass das Frischluftgebläse das Luftfiltergehäuse des Biogasmotors direkt anströmt, sodass sich dort ein Staudruck bildet. Da dieser nicht auch am Nulldruckregeler anliegt, wird ein zu mageres Startgemisch gebildet und der Motor springt nicht oder schlecht an. Frequenzumrichter-geregelte Ventilatoren sorgen dafür, dass Frischluft in ausreichender Menge bei geringem Stromverbrauch bereitgestellt werden.
Eine Temperatur- und Mengenregelung der Frischluft sollte automatisch und nicht per Hand geschehen. Die hier zu notwendige Automatisierungstechnik ist mittlerweile preisgünstig und ebenfalls nachrüstbar. Die Stufenregelung mit zwei oder drei Volumenströmen der Gebläse hebt noch nicht das mögliche Einsparpotenzial für die Lüfterantriebe. Sparen lässt sich auch bei den Raumluftfiltern: Eine Differenzdruckmessung zeigt an, wann die Filterelemente ausgetauscht werden müssen.
Ein eingestellter leichter Überdruck im Betriebsraum schützt vor Staubbelastungen von außen und hat eine angenehme Nebenwirkung: die Tür geht wieder leichter auf…