Die Motorsteuerung im Biogas-BHKW ist für viele Betreiber ein Buch mit sieben Siegeln. Im Alltag werden die Grundfunktionen zum Starten und Stoppen des Biogasmotors genutzt. Die Verarbeitung der Motorensignale dient nicht nur der Bewältigung kritischer Motorenzustände, wie z.B. Öl- und Kühlwassermangel, und dem sicheren Umgang mit Biogas. Die laufenden Betriebsdaten spiegeln auch den aktuellen Stand der Motorengesundheit wider.
Dieser Zusatznutzen, Hinweise aus der Motorsteuerung für die dauerhafte Verbesserung der Motorengesundheit einzusetzen, bleibt für den Betreiber oft unerkannt. Im Biogasmotoren Technik Seminar am 4. November 2015 in Neustrelitz wird dieses Potenzial ausführlich dargestellt. Motorensignale richtig gemessen und interpretiert sind eine wahre Schatztruhe für diese drei Themen:
- Wartungsintervalle an die gemessenen Verschleißraten anpassen
- Motorenschäden schon in der Frühphase aufspüren
- Optimierungspotenzial des BHKWs zur Kostensenkung erkennen
Die Motorsteuerung verarbeitet eine Vielzahl von Messwerten, damit das Biogas-BHKW im sicheren Betrieb Strom und Wärme erzeugen kann. Die gewonnenen Motordaten geben aber auch wertvolle Hinweise, wie Schäden vermieden werden können und sich die Wirtschaftlichkeit im Betrieb deutlich verbessert.
1. Wartungsintervalle an die gemessenen Verschleißraten anpassen
Dass Motoren mechanisch verschleissen, ist unvermeidbar, es kommt nur auf das Maß an. Die gilt auch für Filter, die sich mit der Zeit mit Staub, Schmutz und Feuchtigkeit zusetzen. Durch übermäßige Belastungen – zum Teil jahreszeitlich bedingt – sind die Verschmutzungs- und Verschleißraten nicht gleichmäßig. Deshalb sind angepasste Wartungsintervalle hilfreich, um den Motor vor zu großem Verschleiß zu schützen.
Voraussetzung für diese Anpassung sind die regelmäßig gemessenen Werte und ihre Interpretation. Für einen Luftfilter kann dies ein Differenzdruck sein. Eine Schmierölanalyse ist dagegen schon komplexer. Mit externer Unterstützung kann sich der Betreiber auch hier Rat und Expertise einholen, um den Zustand seines Biogasmotors zu bewerten. Schmierölanalysen geben dann auch Empfehlungen für den Ölwechselzeitpunkt.
2. Motorenschäden schon in der Frühphase aufspüren
Akutes Bauteilversagen z.B. aufgrund von Materialfehlern kommt erfreulicherweise recht selten vor. Die meisten Motorschäden kündigen sich “leise” an und haben eine “Entwicklungsgeschichte”. Diese werden oft dadurch begünstigt, dass sich mehrere Ursachen in Wechselwirkung verstärken.
Ab einer Schwelle verstärken sich die negativen Folgen von z.B. ölnebelhaltiger Ansaugluft, zu hoher Gemischtemperatur und Motorklopfen. Der plötzlich auftretende Kolbenfresser sorgt für unerwarteten Stillstand und hohe Ausfallkosten.
Wenn alle relevanten Frühindikatoren für Motorschäden gemessen und richtig beurteilt werden, kann der Betreiber den Kolbenfresser vermeiden. Dafür sind regelmäßige Messungen notwendig, die dann im Zeitablauf den Schaden signalisieren. Aus einem Einzelwert lässt sich dies nur bei extremen Messwerten ableiten.
3. Optimierungspotenzial des BHKWs zur Kostensenkung erkennen
Bei Motoren mit einem Dauerproblem (Motor erreicht keine Volllast, verkaufbare Wärmemenge zu gering, Standzeit der Zylinderköpfe und Zündkerzen inakzeptabel gering, etc.) geben Messwerte aus dem laufenden Betrieb Hinweise auf die Schwachpunkte des BHKWs, die zu den Problemen führen.
Biogasmotoren mit ernsten Problemen belasten den Betrieb mit hohen Kosten für zu häufige Reparaturen, Ersatzteilkosten und Ausfallkosten durch Anlagenstillstände. Finanzierer und Versicherer werden dann oft unruhig und erhöhen den ohnehin schon hohen Stresspegel des Betreibers. In vielen Fällen kann nach intensiver Diagnose und Messung aller wichtigen Zustandsgrößen am Biogasmotor für Abhilfe gesorgt werden.
Ob es leitungsfähigere Wärmetauscher, Pumpen, größere Rohrquerschnitte oder andere Bauteile sind: gerade in der Anbindung der Wärmeverbraucher entstanden durch mangelnde technische Planung und Berechnung fehlerhaft ausgelegte Heizkreise, die zur Überhitzung von Biogasmotoren geführt haben. Schwingungsmessungen haben konstruktive Mängel einzelner Biogasmotoren und der Motorengestelle aufgedeckt und zu Verbesserungen seitens der Hersteller und Anlagenbauer geführt.
Es lohnt sich, “die Hand am Puls” des Biogasmotors zu haben. Wartungs-, Reparatur- und Betriebsunterbrechungs-Kosten sinken. Ein gut gewarteter Biogasmotor hält seinen Wirkungsgrad auf hohem Niveau und spart über die Laufzeit auch sehr viel Brennstoffkosten. Das Biogasmotoren Technik Seminar IV zum Thema Motorsteuerung und Sensorik findet am 4.11.2015 in Neustrelitz in der Akademie des Landeszentrums für erneuerbare Energien (Leea) statt. Teilnehmer erhalten umfangreiche Seminarunterlagen und Checklisten. Hier geht es zur Anmeldung und zum Seminarflyer.