Das Thema Flexibilisierung des eigenen BHKWs wird von einigen Biogasanlagen-Betreibern, die jetzt mehr Investitionssicherheit sehen, wieder hin und her gewälzt. Eine immer wiederkehrende Frage ist die nach der optimalen Überbauung, zu der Christian Dorfner von der SKVE AG diesen Gastbeitrag für unsere Leser liefert:
Unsicherheit bei Betreibern bei der Wahl der Überbauung
Die Winterzeit ist für viele Betreiber die Zeit zum Nachdenken. So wird oft überlegt und angeregt darüber diskutiert, ob eine 5-fache bebaute Anlage nicht doch das Beste wäre. Aber ist es denn tatsächlich so, dass eine derart extrem überbaute Anlage so viel mehr verdient, dass sich auch noch die im gleichen Atemzug geforderten 50 Stunden Biogasspeicher und 1000 m³ Wärmepufferspeicher lohnen?
Eine Biogasanlage kann nur selten frei entscheiden
Selbstverständlich ist die Daumenregel richtig, dass eine größere Überbauung besser ist als eine kleinere, ein größerer Speicher besser als ein kleinerer (das gilt für Wärme genauso wie für Biogas). Falsch ist es jedoch, dies den Anlagen als einzige Lösung darzustellen. Jede Anlage hat ihre Besonderheiten. Insbesondere die Behörden müssen einem Speichervolumen oft weit jenseits der 10.000 m³ Biogas zustimmen, ausreichend Platz auf der Anlage vorausgesetzt. Und das letzte Wort hat stets der Netzbetreiber, denn ist die Leitung mit Wind- und PV-Strom bereits belegt, lässt die Netzverträglichkeit oftmals nur einen kleinen Zubau zu.
Hohe Erlöse, aber auch hohe Investitionen
Es ist überhaupt keine Selbstverständlichkeit, dass Betreiber eine 5-fache-Überbauung finanziell stemmen können. Auch wenn die Investition je Kilowatt zusätzlicher Leistung zwar sinkt, steigt das gesamte Investitionsvolumen trotzdem an. Zumal eine hoch überbaute Anlage auch sehr große Speicherkapazitäten für Biogas und Wärme benötigt.
Der Zwang von hohen Erlösen
Der hohe Zubau wird oft begründet, dass dies der wirtschaftlich beste Weg einer Flexibilisierung wäre. Insbesondere der Flexbonus nach der EEG-Laufzeit und hohe Zusatzerlöse werden dabei aufgeführt. Ein hoher Zubau verschafft in der Zeit nach dem EEG eine höhere Bemessungsleistung (nämlich 50% der installierten Leistung). Und der spätere Flex-Bonus (40€ je kW installierter Leistung) verhilft der Investition zu den notwendigen Einnahmen.
Jedoch ist es nicht für jeden Standort wirtschaftlich, die Bemessungsleistung zu erhöhen (Stichwort Substratknappheit). Schon gar nicht ist es gesichert, dass ein Zuschlag bei der Ausschreibung in ausreichender Vergütung erfolgt. Aktuell sind lediglich die 20 Jahre EEG Vergütung als sicher anzurechnen. Die Phase 2 nach der Ausschreibung muss mit einem Risikoabschlag bewertet werden. Je nachdem, wie hoch ein Betreiber dieses Risiko für sich selbst ansetzt, verändert sich die Wirtschaftlichkeit der hohen Überbauung deutlich.
Warum die großen Speicher?
Als zweiten Vorteil für die hohe Überbauung und die großen Speicher werden sehr hohe Zusatzerlöse aus der Vermarktung entgegengestellt. Mit zum Teil 2 ct je kWh, die zusätzlich erlöst werden sollen, rechnen sich dann auch die Investitionen in Biogas- und Wärmespeicher.
In Wirklichkeit werden aber diese riesigen Speicher benötigt, um überhaupt die extremen Fahrpläne, die zwangsweise bei einer 5-fach-Bebauung entstehen, einhalten zu können. Hinzu kommt, dass die BHKW mit bis zu 6 Starts pro Tag gefahren werden. Dazu noch mit teilweise zu geringen Laufzeiten von lediglich einer halben Stunde. Mit dieser Fahrweise nimmt man höhere Wartungskosten und Mehrausgaben für höheren Verschleiß in Kauf. Bisher hat noch kein Direktvermarkter über einen längeren Zeitraum bewiesen, 2 ct/kWh erreichen zu können. Auf die Zukunft und damit steigende Strompreise sowie größere Preisspreizung zu wetten, heißt mit dem Geld anderer Leute (nämlich das der Betreiber) zu wetten. Die Kombination aus 5-fach-Überbauung mit sehr großen Speichern und zu großen Versprechungen ist gefährlich.
Folgende Grafik zeigt die Erlöse einer 2-, 3-, 4- und 5-fach Bebauung, wenn die Speichergrößen variiert werden. Nach rechts ist das Speichervolumen in Stunden (Einspeisezeit bei ausgeschalteten BHKW) abgebildet. Nach oben die zu erwartenden Erlöse der Anlage in ct/kWh. Hinterlegt ist eine Fahrweise mit 2 Starts am Tag und je Start mindestens 90 Minuten Laufzeit je BHKW.
Der Unterschied zwischen 20 Stunden oder 40 Stunden Speicher macht je nach Überbauung etwa zwischen 0,05 und 0,15 ct/kWh aus. Prüfen Sie einfach selbst, welche Speicher sich bei Ihrer Anlage lohnen – und welche nicht mehr.
Ein guter Fahrplan ist flexibel – wie Ihre Anlage
Aber ruhigen Weihnachtsfeiertagen steht trotzdem nichts im Wege – zumindest was die Speichergrößen anbelangt. Denn ein guter Fahrplan kann mit allen Speichergrößen und allen Überbauungsfaktoren umgehen. Egal ob 6 Stunden oder 60, egal ob 1,5 oder 5-fach, auch wenn sich die Erlöse natürlich unterscheiden. Und natürlich sollte der Fahrplan eine schonende Fahrweise der BHKW unterstützen. Das bedeutet nicht zu viele Starts pro Tag und Ein- und Ausschaltzeiten der BHKW von mindestens 90 Minuten. Andernfalls erkauft man sich die Börsenerlöse mit gestiegenen Wartungs- und Reparaturkosten. Die Qualität des Fahrplans lässt sich nicht anhand seiner versprochenen Ertragsprognosen messen. Sondern anhand der tatsächlichen Überweisungen am Monatsende und – das sollte auf keinen Fall vergessen werden – anhand des Aufwands, den der Betreiber jeden Tag damit hat.
Soweit der Beitrag von Christian Dorfner von der SKVE AG als Unterstützung für Betreiber, die das maß der Überbauung ihrer Biogas-BHKWs noch entscheiden müssen. Lassen Sie sich mit Ihren Anlagendaten einen unverbindlichen Vorschlag erstellen.