Am 29. Januar 2014 fand in Köln eine Sitzung des PG Biogas des GDV statt, zu dem der IG Biogasmotoren e.V. eingeladen wurde. Die Gründung der Interessenvertretung  für Biogasmotoren-Betreiber wurde ausdrücklich begrüßt. Geschäftsführer Michael Wentzke stellte die Ziele und Aktivitäten des Vereines dar und wies auf die bisher schon ermittelten Betriebs- und Schadens-Daten der im Mitgliederbestand eingesetzten Biogas-BHKW hin.

Besonders intensiv wurden die Ursachen massiver Motorschäden bei den Versicherungsnehmern der  anwesenden Versicherungen diskutiert, die zu gravierenden Konsequenzen für die Betreiber von Biogasanlagen führen. Es drohen drastische Prämienerhöhungen, Einschränkungen des Versicherungsumfanges, hohe Selbstbehalte und Fortführung des Vertrages nur mit der Umsetzung technischer Modifikationen an den Biogas-  BHKW´s.

Schadensentwicklung und Schadensquote bei Biogasmotoren machen das Geschäft für Versicherer zunehmend unattraktiv

Die Versicherungsgesellschaften beklagen seit drei Jahren eine stark zunehmende Anzahl von Biogasmotor-Schäden, die zu einer Inanspruchnahme im Bereich der Betriebsunterbrechung und der Maschinenbruch-Versicherung führen. Dies weiter ohne spürbare Reaktionen hinzunehmen, sei wirtschaftlich nicht mehr vertretbar.

Kein einheitliches Schadensbild

Die Erfahrungen der Versicherer mit Motorschäden bei Biogasanlagen lassen nicht den Schluss zu, dass nur wenige Hersteller und Motorbaureihen bundesweit als besonders schadensträchtig einzustufen seien, auch wenn sich bei bestimmten Motortypen Auffälligkeiten zeigen.

Übereinstimmend wurde festgestellt, dass die Branche der Anbieter hier offenbar noch Lernkurven zu durchlaufen hätten, um einen zuverlässigen Betrieb von Biogas BHKW´s sicherzustellen. Mit den Leistungsanforderungen des Marktes hätten nicht alle Anbieter Schritt halten können, sodass zu Lasten der Zuverlässigkeit Motoren offenbar zu stark ausgereizt  wurden.

Fachinformationen erreichen Betreiber häufig sehr spät

In diesem Zusammenhang wird über Motorenhersteller und Packager geklagt, dass die Informationspolitik über Modellpflegemaßnahmen und technische Änderungen der laufenden Serie nicht oder nur mit Verzögerungen die Betreiber erreichen. Von einzelnen Herstellern werden derartige Maßnahmen den Betreibern kostenfrei in Aussicht gestellt, wir werden hierüber im Mitgliederbereich in den nächsten Tagen detailliert berichten. Offenbar gibt es zumindest die ersten Reaktionen seitens einzelner Hersteller, kulant auf ihre Kunden zuzugehen.

Offenbar sind auch auch Sicht der Versicherer Wartungsverträge der Hersteller oder anderer Dienstleister wenig geeignet, die Schadensquoten nennenswert zu reduzieren. Das Serviceniveau wie in der Windenergieanlagenbranche ist bei weiten noch nicht erreicht. Dort können sich Betreiber mit fairen Full-Service-Verträgen vom Wartungs- und Reparaturkostenrisiko ihrer Anlagen befreien und daher deutlich besser und problemloser den Alltagsbetrieb bewältigen.

Wartungsverträge noch nicht flächendeckend problemlösend

Der IG Biogasmotoren fordert hier eine Weiterentwicklung der Serviceverträge, die heute weitestgehend den Anbieter mit Vorteilen versorgen und keine deutliche Entlastung für den Betreiber mit sich bringen. Vereinzelt werden Herstellerwartungsverträge von Betreibern abgeschlossen, die diesen oft nach größeren Motorschäden mit kulanten Regelungen angeboten werden.

Teilnehmer des PG-Biogas berichteten, dass eine genaue Analyse von Schäden auch deshalb erschwert werde, weil Messtechnik nicht in ausreichendem Maße in gerade kleineren Anlagen installiert wird. Folgemaßnahmen aus Gas- und Schmierölanalysen unterblieben oftmals und im Zusammenhang mit vernachlässigter Wartung baue sich zusätzliches Schadenspotenzial auf.

Die Sensibilität der Biogasanlagen-Betreiber wachse allerdings, angesichts des wirtschaftlichen Druckes auf ihre Anlagen, diese mit allen notwendigen Maßnahmen zu einer hohen Verfügbarkeit zu bringen. Das Interesse an Informationsangeboten für entsprechende Unterstützung ist groß, wie auch IG Biogasmotoren feststellt.

Reaktionen der Betreiber auf Schadensentwicklung

Immer wieder erreichen den IG Biogasmotoren Klagen der Betreiber über unzureichenden Service einzelner Motorenhersteller, die lange Reaktionszeiten in der Bereitstellung von Serviceteams haben und deren Preisgestaltung für Ersatzteile im Vergleich zu qualitativ ebenbürtigen Lieferanten nicht überzeugt.

Neben Wechsel der Service- und Ersatzteillieferanten gerade für Motoren außerhalb der Gewährleistungsfrist werden die Einsatzbedingungen zunehmend mit Leistungsreduktionen entschärft, die jedoch Geld kosten und die eigene Wirtschaftlichkeit belasten. Weniger Erträge zu erzielen, um zugunsten höherer Zuverlässigkeit und geringerer Schadensquoten doch noch wirtschaftlich die Kurve zu kriegen?

Zweifel sind da durchaus angebracht, hier kommt es darauf an, die Risikofaktoren im Motorenbetrieb soweit auszuschalten, dass mit technischen Abhilfemaßnahmen Motoren innerhalb ihres Limits laufen können. Leider sind dies im einzelnen recht unterschiedliche Maßnahmenpakete, je nachdem wie störanfällige Baugruppen im Container angeordnet und verbaut sind und ihr Wartungszustand ausfällt. Dies betrifft nach Aussage der Versicherer insbesondere Filteranlagen und den Zustand des Schmieröls.

Versicherer schauen gespannt auf die Flexibilisierung des Biogas-BHKW-Betriebes

Die ersten Betreiber signalisieren schon Investitionsbereitschaft in den Ausbau ihrer Biogas-   BHKW´s, um die zu erwartenden Möglichkeiten des überarbeiteten EEG´s auszunutzen. Der Teillastbetrieb ist auch in den Augen der Versicherer bei bestehenden Anlagen nur dann störungsfrei zu bewältigen, wenn Betreiber die besonderen Notwendigkeiten in der technischen Betriebsführung zukünftig beachten : das wiederholte Auskühlen von Baugruppen mit Kondensatbildung, die größeren Belastungen bestimmter Komponenten wie Anlasser und Gemischregler erfordern einfach mehr Aufmerksamkeit.

Die Versicherer wünschen sich hier eine stärkere Unterstützung durch Motorenhersteller und Packager, dass neue Anlagen für größere Anteile im Stillstand und im Teillastbereich fit gemacht werden und bestehende Anlagen wirtschaftlich passende Umrüstpakete erhalten, um die geforderten Betriebsarten auch ohne weitere Schäden fahren zu können.

Der nächste Informationsaustausch ist für den Spätherbst geplant. Bis dahin ist der  Branche zu wünschen, dass Entwicklungen in Richtung größerer Zuverlässigkeit ihrer Produkte helfen , die Schadensquoten zu reduzieren und die wirtschaftlichen Ergebnisse bei den Betreibern zu verbessern.