Die Teilnehmerauswertung des zurückliegenden Fachsymposiums Biogasmotoren brachte es an den Tag: es besteht offenbar massiver Handlungsbedarf aus Sicht der Betreiber zum Thema Biogas-BHKW-Service. Diese Fragen sind zu beantworten:
- Wie sieht eine zustandsorientierte Instandhaltung aus?
- Welche Schnittstellen und Messwerte sind relevant?
- Welche Erkenntnisse lassen sich aus der Schmierölanalyse und Abgaswerten gewinnen?
- Wie gelingt es, größere Transparenz in den Servicevereinbarungen zu gewinnen?
- Wie wird sichergestellt, dass Herstellervorgaben eingehalten werden?
- Was bringt ein Full-Service-Vertrag? Worauf ist zu achten?
Wenn aktuelle Betriebsvergleiche für die Instandhaltungskosten von BIogas-BHKWs betrachtet werden, fällt auf, dass die spezifischen Kosten pro produzierter Kilowattstunde (elektrisch) zwischen 0,8 Cent und mehr als 2,5 Cent schwanken. Ob ein Betrieb mit einem 500 kW Aggregat im Jahr 40.000 € oder 100.000 € für die Instandhaltung (ohne Schmieröl-Kosten) ausgibt, ist schon ein großer Unterschied. Ebenso spielt die Größe des Aggregates eine Rolle: ein 200 kW-Aggregat ist nach vorliegenden Erfahrungen etwas teurer pro produzierter Kilowattstunde als ein 1MW-Aggregat.
Starre Fristen oder zustandsabhängige Instandsetzung
Motoren-Hersteller und Servicebetriebe tun sich nach wie vor schwer mit der differenzierten Bewertung, wann bestimmte Instandsetzungsmaßnahmen notwendig sind und wann eine Verschiebung zu vertreten ist. Dies hängt in starkem Maße davon ab, welche ergänzenden Messungen an dem Biogasmotor vorgenommen werden, die den entsprechenden Verschleißzustand auch zutreffend abbilden.
Verschärft wird diese Thematik durch den zunehmenden Einsatz von Flex-Aggregaten, die mit ihrem Fahrplan deutlich von der klassischen Fahrweise “Volllast 24 Stunden 7 Tage” abweichen. Hier sind Hersteller und Servicepartner gefordert, in Abhängigkeit der Fahrpläne eine passende Matrix zu erstellen, nach denen Serviceeinsätze gefahren und Servicekosten kalkuliert werden.
Die zukünftig relevante Fahrweise der bedarfsgerechten Strom- und Wärmeproduktion ruft laut nach diesen Informationen. Bislang bleibt dieser Ruf in der bestehenden Servicelandschaft noch weitestgehend ungehört.
Schnittstellen und Einbausituation prägen Instandhaltungskosten
Es gibt zahlreiche Schnittstellenthemen, die die Instandhaltungskosten eines Biogas-BHKWs stark beeinflussen:
- Ungefilterte Fermenterbelüftung führt zu rasantem Laufbuchsenverschleiß,
- Kondensat im Biogas sorgt für Störungen in der Gasregelstrecke
- Kalte, feuchte, ungefilterte Raumluft lässt Generator-Wicklungen bei nicht aufgelegter Stillstandsheizung rosten
Dies sind nur drei kleine Beispiele, die Liste lässt sich beliebig verlängern. Das letzte Beispiel zeigt auch, wie sehr der Ausstattungsumfang und Einbauzustand des Aggregates Mehraufwendungen für Instandsetzungsarbeiten verursachen kann, die eigentlich überflüssig sind.
Mehr Messungen statt Meinung und Vermutung
Gerade wenn der Zustand oder eine Störung im Biogas-BHKW Rätsel aufgeben, hilft nur eine Messung. Oft sind es erst mehrere Parameter, die zu einer wirklich sicheren Ursachenanlyse führen. Wer hier sorgfältig misst, kann die Ursache des Schadens erkennen und wirksame Schadensprävention für die Zukunft betreiben. Und reduziert sich nicht auf Symptombekämpfung durch Austausch des defekten Bauteiles. Das neue Bauteil würde zwangsläufig bald das gleiche Schicksal erleiden. Was dies für die Kosten bedeutet, ist jedem Betreiber sicherlich klar.
Der Ausstattungsumfang mit Messtellen ist in Biogas-BHKWs höchst unterschiedlich, ebenso wie die Dokumentation der Messwerte. Es ist erstaunlich, wie wenige Betriebe den Schmierölverbrauch messen und nicht nur mit dem “dicken Daumen” schätzen. Ein Durchflussmesser hierfür kostet nicht viel Geld, lässt sich nachrüsten und erlaubt dann eine Nachprüfung, ob der versprochene Ölverbrauch auch realisiert wird und wie der Verschleißzustand der Laufbuchsen, Kolben und Kolbenringe ist.
Zustandsbewertung durch kompetenten Biogas-BHKW-Service
Der “Zahlenfriedhof” einer (regelmäßig durchgeführten) Schmierölanalyse bedarf der Interpretation für den Betreiber. Diese Informationen sind wichtige ergänzende Informationen zur Zustandsbeurteilung eines Biogasmotors. Sie geben Hinweise, wo der “Wohlfühlbereich” des Motors verlassen wird und möglicherweise Instandsetzungsmaßnahmen vorgezogen werden müssen.
Die Interpretation der Messdaten – aus eigener Messung oder aus bereitgestellten Schmieröl- und Abgasanalysen – ist eine wichtige Beratungsleistung des Servicepartners. Diese trägt ganz wesentlich zum Verständnis des Betreibers für die abgeleiteten Instandsetzungsmaßnahmen bei.
Biogas-BHKW-Service: Kundenzufriedenheit oder Kundenfrust
Betreiber haben kein Interesse daran, Servicepartner ohne Not zu wechseln. Ein guter Servicepartner sorgt für problemlosen BHKW-Betrieb und kalkulierbare Kosten. Die Anlagenhistorie mit durchgehend bewerteten Betriebsdaten ermöglicht eine präzise Planung größerer Instandhaltungsarbeiten wie z.B. eine Revision.
Nicht nur für den flexiblen Anlagenbetrieb sondern auch für den (noch) normalen Vollastbetrieb sind transparente Servicevereinbarungen und -Verträge ein wertvoller Baustein des eigenen Instandhaltungskonzeptes. Für Finanzierer und Versicherer ist es oft die Grundlage für die vertragliche Zusammnearbeit und das Konditionenniveau. Die Bedeutung dieses Themas wird sich für Betreiber vor dem Hintergrund der sehr unterschiedlichen betriebswirtschaftlichen Ergebnisse des Geschäftszweiges Biogas eher noch verstärken.
Gute Marktchancen für kompetente Service-Anbieter
Für Unternehmen, die im Biogas-BHKW-Service aktiv sind, ist ein kompetenter Service der Schlüssel für eine langjährige Kundenbindung zu den Biogasanlagen-Betreibern, die auch oft über Ersatz- oder Erweiterungsinvestionen (im Rahmen einer Flexibilisierung) entscheidet. Dies rechtfertigt Investionen in gut ausgebildete und dezentral eingesetzte Servicekräfte sowie eine schnelle Ersatzteillogistik.
Die Bringschuld für die Kommunikation des Kundennutzens von Serviceleistungen und Servicevereinbarungen liegt eindeutig beim Anbieter. Den Betreibern sei in Erinnerung gerufen, dass sich ein guter Service durch hohe Verfügbarkeit, stressarmen Betrieb und geringe spezifische Kosten bezahlt macht.
Beispiele aus der Praxis belegen, dass bei einem Vergleich der Serviceangebote nicht nur die Kosten ausschlaggebend sein dürfen. Sondern auch der Leistungsumfang, die Verfügbarkeit vor Ort und die gewährten Garantien für die Anlagenverfügbarkeit.
Technische Betriebsführung und Instandhaltungskonzept
Der Betreiber des Biogas-BHKWs ist vor dem Gesetzgeber für den sicheren Betrieb verantwortlich. Versicherer und Banken erwarten eine laufzeitbegleitende Instandhaltung, die für einen wirtschaftlichen Betrieb der Anlage eine Voraussetzung ist. Sie schützt die Investition und sichert ihre Ertragskraft. Daran hat ja auch der Eigentümer der Anlage ein starkes Interesse.
Wir werden in einem neuen Seminarangebot zu diesem Thema auf die Rolle des Betreibers in seiner technischen Betriebsführung eingehen. Und auf die Anforderungen einer zustandsorientierten Instandhaltung durch einen kompetenten Biogas-BHKW-Service. Checklisten zu den einzelnen Themen und Muster für unterschiedlich Serviceverträge werden den Betreibern den Dialog mit den Anbietern erleichtern und eine valide Entscheidung für oder gegen ein Vertragsangebot begünden.